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PRÄSENZ - 25.01.2024 - «Seine Seele wollte Blut»

Do., 25. Jan.

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Karlsruhe

Menschen im Spannungsfeld zwischen traumatischem Stress und Lust an Gewalt Prof. Dr. Thomas Elbert, Universität Konstanz & www.net-institute.org

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PRÄSENZ - 25.01.2024 - «Seine Seele wollte Blut»
PRÄSENZ - 25.01.2024 - «Seine Seele wollte Blut»

Zeit & Ort

25. Jan. 2024, 17:45

Karlsruhe, Karlsruhe, Deutschland

Gäste

Über die Veranstaltung

Einlass ab 17:45 Uhr

Veranstaltungsbeginn: 18:00 Uhr

Details zum Vortrag:

Thema «Seine Seele wollte Blut» - Menschen im Spannungsfeld zwischen traumatischem Stress und Lust an Gewalt

Warum sind Menschen gewalttätig und zu aggressivem Verhalten bereit, das bis hin zum Töten seit jeher menschliches Zusammenleben kennzeichnet? Während Gewalt in den zahlreichen Krisenregionen der Welt oft kaum noch als abnormal wahrgenommen wird, werfen Gewalttaten in der eigenen gesellschaftlichen Mitte immer wieder Fragen nach den Gründen auf.

  • In Untersuchungen in Kriegsgebieten insbesondere Ostafrikas aber auch Mittelasiens und Kolumbiens hat unser Team quantifiziert, auf welche Weise Menschen zur Gewaltbereitschaft geprägt werden. Dabei wird ein Leitmotiv erkennbar: Neben der reaktiven, also der Verteidigung und Gegenwehr dienenden Gewalt, hat eine andere Aggressionsform, die appetitive Aggression ihre Basis in der biologischen Anlage des Menschen und scheint auf die evolutionäre Herausbildung des Jagdverhaltens rückführbar. Unterwerfen von Menschen kann motivieren, Jagd auf Menschen sogar zum „Combat High“ zum Rausch am Töten führen. So wenig uns dieser Gedanke gefällt: man muss kein geborener sogenannter Psychopath sein, die Lust auf Menschenjagd kann in fast jedem von uns geweckt werden. Den Täter schützt sie auch noch vor Traumafolgen! Wehrt sich das traumatisierte Opfer mit reaktiver Aggression, so wird auch dieses in den Gewaltkreislauf hineingezogen.
  • Werden Bedrohungen wiederholt erlebt, so wird das Bedrohungsgefühl zu einem ständigen Begleiter, selbst dann, wenn die Gefahr vorüber ist – es entsteht die post-traumatische Belastungsstörung (PTSD). Entsprechend erlaubt die Vergeschichtlichung und Verortung der Bedrohung in Raum und Zeit, wie sie durch die Narrative Expositionstherapie (NET) erzielt wird eine Heilung. Wie im Vortrag aufgezeigt wird, kann eine NET aber auch dazu dienen, die appetitive Seite der Gewaltzyklen zu durchbrechen.

Referent:

Prof. Dr. rer. soc. Thomas Elbert (Jahrgang 1950) ist Ordinarius (seit 2018 dienstentpflichtet) für Klinische Psychologie und Verhaltensneurowissenschaften an der Universität Konstanz. Nach dem Studium der Physik und Psychologie in München und Tübingen promovierte er 1978 an der Universität Tübingen, wo er bis 1989 lehrte (Habilitation 1986). Gastprofessuren führten ihn zwischenzeitlich an die Pennsylvania State University (Department of Psychology) und an die Stanford University School of Medicine sowie das VA Hospital, Palo Alto, CA . Von 1990 bis 1995 leitete Elbert als Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster die Klinische Forschergruppe zu Biomagnetismus und Biosignalanalyse.

Das Spezialgebiet von Thomas Elbert ist die Erforschung der Folgen von sozialem und traumatischem Stress sowie die Behandlung von Trauma-bedingten Erkrankungen. Dabei zeichnet ihn besonders aus, Feldstudien und Versorgungsprojekte direkt in Konfliktgebieten wie Afghanistan, Kongo, Ruanda, Somalia, Sri Lanka und Uganda durchgeführt zu haben. Diese wurden und werden unter anderem vom Europäischen Forschungsrat und der Internationalen Bank für Entwicklung (The Worldbank) unterstützt. Als Honorarprofessor verschiedener Universitäten hat er neben Forschung auch Ausbildung in diesen ressourcenarmen Ländern angeboten.

Gemeinsam mit den Professores Neuner und Schauer hat Elbert die Narrative Expositionstherapie (NET) entwickelt, wodurch seelische Erkrankungen infolge traumatischen Stresserlebens behandelt werden können. Das Team hat mehrfach belegt, dass diese Therapieform auch von lokalen Counsellor in Krisenregionen erfolgreich eingesetzt werden kann.

Als Sprecher der Forschergruppe 751 „The Science of Social Stress“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) leitete Elbert Studien, welche neuro- und molekularbiologische Wirkungen von traumatischem Stresserleben dokumentierten und belegte positive Veränderungen nach erfolgreicher psychotherapeutischer Behandlung. Die DFG hat ihm u.a. auch ein Koselleck-Projekt für Untersuchungen zur menschlichen Gewaltbereitschaft zuerkannt, das in einer neuen Taxonomie der Aggressionsformen mündete und mit der Entwicklung von FORNET nun auch die Behandlung von Personen mit Tatanteilen ermöglicht.

2009 wurde Elbert zum Mitglied der Gelehrtenakademie Leopoldina gewählt. Elbert ist außerdem Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Academia Europaea, erhielt den Hector Wissenschaftspreis und wurde in die Hector Fellow Academy aufgenommen. 2016 wurde Elbert gemeinsam mit Maggie Schauer der Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis verliehen, der durch Leopoldina und Stifterverband an Forscher vergeben wird, die einen Beitrag zur wissenschaftlichen Bearbeitung gesellschaftlich wichtiger Problembereiche geleistet haben. 2019 erhielt er den Deutschen Psychologiepreis, der herausragende Leistungen in der psychologischen Forschung prämiert, die sich durch hohe praktische Bedeutung auszeichnen.

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